Die Seelentröster im Krankenhaus
Wer im Krankenhaus liegt, will meist so schnell wie möglich wieder raus. Die Krankheit und die ungewohnte Umgebung setzen vielen Menschen zu. Neben den körperlichen Beschwerden kommen manchmal auch seelische hinzu. „In Pandemiezeiten umso mehr“, weiß das Seelsorgeteam des Krankenhauses Neuwerk. Das Team ist für alle Patientinnen und Patienten, die Hilfe wünschen, da und spendet Kraft. Wegen Corona mussten sie sich neu auf ihre Aufgabe einstellen.
„Es hat sich vieles verändert“, weiß Harald Brouwers, katholischer Pastoralreferent, der seit fast 15 Jahren in der Neuwerker Klinik tätig ist. Gemeinsam mit Schwester Xaveria, Schwester Patricia und der evangelischen Pfarrerin Ute Dallmeier bilden die vier das Team der Seelsorge. „Wir sind es eigentlich gewohnt, von Zimmer zu Zimmer zu gehen und so ganz unverfänglich mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Das ist in diesen Zeiten so einfach nicht mehr möglich“, sagt der Pastoralreferent. Stattdessen melden sich Ärzte, Angehörige, Pflegekräfte oder die Patienten vermehrt selbst. „Wir helfen natürlich trotz Pandemie, jetzt eben nur noch auf Anfrage. Außerdem tragen wir bei allen Gesprächen FFP2-Masken“, so Brouwers.
Es sei auch schon mal vorgekommen, dass die Seelsorger wieder weggeschickt wurden, besonders wenn die Anfragen nicht von den Patienten selbst kamen. „Das respektieren wir dann natürlich“, so der Seelsorger. Doch gerade seit Corona den Alltag in der Klinik umkrempelte, häufe sich die Nachfrage nach seelischer Hilfe. „Es belastet die Menschen, dass sie nur begrenzt Besuch empfangen dürfen. Im vergangenen Jahr war die Regelung zum Teil noch strenger und es durfte gar keiner kommen“, berichtet Ute Dallmeier. „Insbesondere Menschen, die eine lebensverändernde Diagnose bekommen haben, brauchen dann jemanden zum Reden. Viele entdecken in einer solchen Zeit, dass der Glaube gibt ihnen Halt und Sicherheit gibt“, sagt die Pfarrerin. Aber auch Menschen, die einer anderen oder gar keiner Religion angehören, bekommen Hilfe, wenn sie wollen. „Wir sind für alle da“, betont das Quartett.
Das Gespräch suchen nicht nur Patienten, sondern auch Angehörige und Teile des Krankenhauspersonals. Hier sei der Redebedarf ebenfalls gewachsen. „Zwar ist die Situation bei uns in Neuwerk immer stabil gewesen, dennoch konnten wir eine deutliche Belastung des Personals spüren“, erzählt Dallmeier. „Quarantäne, neue Regelungen, Homeschooling und der Frust über Impfverweigerer haben ihre Spuren hinterlassen. Da freuten sich auch die Mitarbeitenden über aufmunternde Worte.“ Dabei gehen die Seelsorger auf jeden Menschen anders zu, stellen sich auf jede Situation neu ein. „Das Schönste ist, wenn jemand sagt: ‚Das hat mir geholfen.‘ Oder wenn ich merke, dass mein Gegenüber ruhiger wird und ich spüre, dass es ihm bessergeht“, sagt Brouwers. „Das gibt auch mir viel zurück, dann profitieren beide Seiten“. Und Dallmeier fügt hinzu: „Wir erleben, dass wir Menschen in schwierigen Situationen Hoffnung geben können. Dass sie manchmal trotz einer unheilbaren Krankheit ein innerliches Heilsein finden oder erfahren können. Darum geht es uns.“