Operation fast ohne Narben
Mikroinstrumente, haarfeine Sonden und so wenig Hautschnitte wie möglich: Die mininmal-invasive Chirurgie entwickelt sich seit ihrer Einführung in 1990er Jahren rasant weiter. Mittlerweile sind fast narbenfreie Operationen möglich, und Patienteninnen und Patienten genesen immer schneller. Prof. Frank A. Granderath, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, erklärt die Vorteile dieser Operationsmethode und zeigt auf, warum sie sowohl bei einfachen Blinddarmeingriffen wie auch bei großen Tumoroperationen zum Einsatz kommen kann.
Minimal-invasives Operieren setzt auf die sogenannte Schlüssellochtechnik. Was genau bedeutet das?
Prof. Frank A. Granderath: Bei diesem Verfahren verletzen wir so wenig Haut- und Weichteile wie möglich. Durch wenige kleine Einschnitte, maximal zehn Millimeter breit, können wir größere Bereiche behandeln, indem wir spezielle Instrumente und Kameras nutzen. Deren Aufnahmen werden auf einen oder mehrere große Bildschirme projiziert, die vom gesamten OP-Team betrachtet werden können. Die Sichtkontrolle über den Monitor und der Verlust der dritten Dimension erfordern besonderes Geschick und Training. Wir lassen unsere Arbeit regelmäßig durch die Deutsche Fachgesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie überprüfen, die uns wiederholt als Kompetenzzentrum für minimal-invasive Chirurgie ausgezeichnet hat – übrigens als einzige Klinik am Niederrhein.
Welche Vorteile entstehen dadurch für Patientinnen und Patienten?
Prof. Frank A. Granderath: Bei richtiger Indikation fördern minimal-invasive Eingriffe den Komfort der Patienten: Es entstehen weniger Narben und die Erholungszeit nach der Operation verkürzt sich, so dass wir die Patienten eher nach Hause entlassen können und diese schneller wieder in den Alltag kommen. Diese Vorteile sind durch viele Untersuchungen und wissenschaftliche Studien belegt.
Welche Eingriffe führen Sie minimal-invasiv durch?
Prof. Frank A. Granderath: Wir können alle Organe von der Speiseröhre bis zum Enddarm mit der Schlüssellochtechnik operieren. Wichtig ist dabei jedoch die ärztliche Beurteilung des Patienten: Wenn etwa Verwachsungen oder Komplikationen bei früheren Operationen aufgetreten sind, operieren wir auch noch klassisch mit Bauchschnitten, etwa um einen besseren Zugang zum betroffenen Organ zu haben oder feine Rekonstruktionen durchzuführen. So können wir umliegendes Gewebe und Gefäße einschätzen und schützen. Bei Notfalloperationen arbeiten wir sowohl minimal invasiv als auch mit der klassischen Methode, da uns oftmals die vorherige Bildgebung fehlt und es im Einzelfall auf jede Minute ankommen kann.
Diese Methode zählt seit ihrer Einführung zum Gold-Standard in der Chirurgie. Zur Weiterentwicklung setzen viele auf moderne High-Tech-Lösungen wie Robotik im OP-Saal. Denkbar für Sie?
Prof. Frank A. Granderath: Ich schätze die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Methode. So standen uns in den Anfängen noch keine hochauflösenden Kameras zur Verfügung, ebenso waren die Geräte vom Durchmesser her breiter. Für mein Team und mich selbst ist Chirurgie jedoch Handarbeit, die aktuell noch nicht durch robotisches Operieren ersetzt werden kann.