Besser beweglich dank Bandscheiben-Prothese
Der durchschnittliche Bandscheibenpatient ist zwischen 40 und 50 Jahren alt und steht aktiv im Berufsleben. Claudia Bongartz hingegen kämpft schon seit ihrem 19. Lebensjahr mit immer stärker werdenden Rückenschmerzen, die zunächst kein Arzt richtig ernst nehmen wollte. Erst im Wirbelsäulenzentrum am Krankenhaus Neuwerk erhielt sie die passende Therapie, die ihr heute ein schmerzfreies Leben ermöglicht.
Der Beginn ihrer Leidensgeschichte fällt mit dem Start des Berufslebens zusammen: Nach ihrer Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte stürzt sich die Meebuscherin in die Arbeit und sitzt oft stundenlang am Schreibtisch. Bald spürt sie heftige Rückenschmerzen, die immer stärker wurden. Einem ersten Besuch beim Facharzt sollten in den nächsten Jahren unzählige folgen: „Keiner der Orthopäden konnte oder wollte mir helfen“, erinnert sich Claudia Bongartz. „Es hieß jedes Mal, ich solle wieder nach Hause gehen, und es würde mit der Zeit besser werden, da ich zu jung für einen Bandscheibenvorfall sei“, erzählt die heute 44-Jährige. „Als ich dann Lähmungserscheinungen am Bein bekam, wurde erstmals ein MRT gemacht, das meinen Verdacht endlich bestätigt hat.“ Es folgten verschiedene Schmerztherapien, die zwar kurzzeitig Linderung brachten, den Schmerz jedoch nicht ganz beheben konnten. „Ich hatte teilweise so starke Schmerzen, dass ich immer unsicherer wurde, wie ich mich bewegen sollte – jede Bewegung tat weh.“
Eine Lösung für ihre extrem schwierige Situation fand Claudia Bongartz im Krankenhaus Neuwerk, wo sie inzwischen als Assistentin tätig ist. Das dortige Wirbelsäulenzentrum ist spezialisiert auf die Behandlung von Erkrankungen der Wirbelsäule und auf langjährige Schmerzpatienten. Chefarzt Dr. Patrick A. Weidle und sein Team behandeln rund 85 Prozent der Patientinnen und Patienten konservativ. Bei ihrer langjährigen Krankengeschichte war Prof. Weidle jedoch schon nach dem ersten Gespräch an klar, dass Claudia Bongartz zu den anderen 15 Prozent zählt und nur eine Operation Schmerzlinderung versprechen kann. „Aus schmerzmedizinischer Sicht war die Patientin austherapiert“, erinnert sich der Chefarzt. Eine ausführliche Diagnostik zeigte, dass ihre Wirbelsäule ansonsten gesund war – die beste Voraussetzung für eine Bandscheiben-Prothese. „Eine solche Prothese einzusetzen ist ein besonderes Verfahren, das wir nur bei bestimmten Patienten anwenden können“, erklärt der Experte. „Grundvoraussetzung ist, dass Patienten jung sind und dass die Wirbelsäule vollkommen gesund ist. Das gilt insbesondere für die Wirbelgelenke: Diese werden aufgrund der Bandscheiben-Prothese weiterhin bewegt und dürfen daher nicht verknöchert sein.“ Die Prothese soll die natürlichen Funktionen der Bandscheibe imitieren, so dass Betroffene nicht mehr unter Schmerzen leiden und die Beweglichkeit trotz einer Operation erhalten bleibt. Großes Plus: „Eine Wirbelsäulenversteifung kann verhindert werden, da diese die Beweglichkeit der Wirbelsäule vermindert und so die die benachbarten Bandscheiben vermehrt belastet werden“, so Weidle.
Der rund zweistündige Eingriff findet entgegen der üblichen Bandscheiben-OP in Rückenlage statt, da auf diese Weise ein besserer Zugriff auf die Bandscheibe möglich ist – Wirbelsäulengelenke und Rückenmark werden nicht unnötig belastet. „Die aus Titan bestehende Prothese wird zementfrei an den beiden angrenzenden Wirbelkörpern befestigt. So wird ein stabiler Sitz der elastischen Prothese ermöglicht“, beschreibt Weidle das Verfahren. „Im Laufe der Zeit wächst der Knochen um die Prothese herum und verbindet sich so mit ihr. Der Eingriff findet minimal-invasiv statt, so dass Patienten sehr schnell wieder auf die Beine kommen.“
Nach rund einer Woche konnte Claudia Bongartz das Krankenhaus wieder verlassen. Eine ambulante Rehabilitation half ihr dabei, sich wieder sicher zu bewegen: „Endlich habe ich keine Rückenschmerzen und muss nicht mehr vorsichtig sein – ich habe so viel Lebensqualität zurückgewonnen!“